Armes EA – zu viele Kunden

Eigentlich hatte ich ja vor, nichts böses mehr über EA, DICE oder zumindest nicht über Battlefield 4 zu schreiben. Das Spiel hat einen miesen Start hingelegt und dafür einen so derben Shitstorm geerntet, dass sich das sogar auf EA’s Aktienkurs ausgewirkt hat. Man sollte meinen, die Freunde hätten daraus gelernt. Und wer auf dem Boden liegt, dem soll man nicht ins Gesicht treten.

Dumm nur, wenn man dann nur wenige Monate später so gar keine Einsicht bei den Schuften feststellen kann. Während es bis vor kurzem noch hieß, man sei sich all der Probleme bewusst und arbeite fieberhaft daran, all die Bugs zu beheben und interne Abläufe zu verbessern, hört sich das heute schon wieder ganz anders an. In einem Interview mit Rockpapershotgun hat sich EA’s “Chief Creative Officer” Rick Hilleman gegen die Vorwürfe gewehrt, das Spiel habe einen ruppigen Start gehabt. Tatsächlich sei Battlefield 4 ein außerordentlich erfolgreiches Spiel auf PC und Konsolen und zwar aus der Verkaufs- aber auch aus der Gameplayperspektive. Aha. Und was war noch gleich mit dem Riesenshitstorm? Klare Sache, so Hilleman, “je mehr Kunden man hat, desto mehr Lärm gibt es”.

Ja nun, man könnte nun auch darauf hinweisen, dass man die Anzahl der Kunden ja auch mit einer gewaltigen PR Kampagne erhöht hat. Was ja keineswegs ein Verbrechen ist. Folgt man Hillemans Logik, heißt das aber im Klartext, dass Battlefield nicht besser oder schlechter als jedes andere gute Spiel gestartet sei. Ein paar Hater aber gibt es eben immer und wenn die Masse der Kunden gewaltig ist, trifft das natürlich auch auf die Masse der Hater zu. Es ist allzu offensichtlich, welchem Motto Hilleman mit dieser Rhetorik folgt: Frechheit siegt. EA macht sich die Welt, wie sie EA gefällt. Halten wir also noch mal fest, was eigentlich das Problem mit Battlefield 4 ist:

Battlefield 4 war zum Start verdammt noch mal ein großer Bughaufen. Wenn Hilleman im Interview darauf hinweist, dass im Laufe der BETA-Phase zehntausende Spieler das Spiel testeten, muss auch die Frage gestattet sein, wieso die Beta in mancherlei Hinsicht stabiler lief als die fertige Version des Spiels, warum viele Bugs mehrere Wochen nach offiziellem Release immer noch nicht gefixt sind, wieso das Spiel trotz reichlicher Efahrungen aus dem Vorgänger so übel ausbalanciert ist (Stichwort DMRs und Anti-Air-Tanks) und warum eigentlich mit den mittlerweile regelmäßig erscheinenden Patches ebenso regelmäßig neue Bugs und Probleme hinzukommen? Ich hatte von Anfang an den Eindruck, dass die Beta vor allem als große Demoversion des Spiels durchgeführt wurde. Zehntausende hatten dabei die Gelegenheit, sich mit einer notdürftig zusammengeflickten Vorabversion anzufixen und das Spiel vorzubestellen. Was ja offenbar geklappt hat, das Spiel war ein Erfolg – aus “Verkaufsperspektive”. Und als diese zehntausend Spieler dann das fertige Spiel spielen wollten, sind die Server zusammengebrochen. WTF.

Es ist nichts neues, dass EA mit einem Spiel in den Serienmodus geht und alle zwei bis drei Jahre einen neuen Titel herausbringt, der nur marginale Veränderungen mit sich bringt, aber dafür die Systemanforderungen so in die Höhe schraubt, dass ein neuer Rechner fällig ist. Wir kennen das von Need for Speed und von FIFA. Diese gewinnorientierte Vermarktungsstrategie hat schon seit jeher Spieleredakteure zur Verzweiflung getrieben, die dann letztlich dazu übergegangen sind, den alten Review-Artikel noch mal hervorzukramen und ebenfalls mit leichten Updates als neu zu veröffentlichen. So bleibt man in den Nachrichten, das ist kostenlose Werbung und das Prinzip hat bislang prima funktioniert. Wenn EA den Leuten das Geld aus der Tasche gezogen hat, dann also deshalb, weil die Leute sich das Geld aus der Tasche ziehen ließen. Die Frage ist aber doch – warum? Sind die Leute blöd? Nein. Die Kunden von EA haben bereitwillig hohe Preise gezahlt, weil sie Spiele erwarten konnten, die eben AAA sind. Bugfrei, gut ausbalanciert und technisch auf dem allerneusten Stand. Premiumware eben. Und das ist, bzw. war der Deal. Und genau in diesem Aspekt hat EA mit Battlefield 4 nicht geliefert was versprochen wurde.

Ich werde in der Tat nicht so weit gehen, kategorisch den Kauf von EA-Spielen in der Zukunft auszuschließen. Battlefield 4 ist ein gutes Spiel, genauso wie auch Battlefield 1, 2 und 3. Es gibt vieles, das mich ärgert, aber für mich hat sich der Kauf insgesamt gelohnt. Die technischen Probleme, die das Spiel hatte und immer noch hat, sind aber schlicht und einfach ärgerlich und eines werde ich sicher nicht wieder tun: Aufgrund eines Beta-Eindrucks 90 Euro für die Premiumversion eines Spiels von EA auszugeben, bevor der Titel überhaupt erschienen ist, weil ich einfach überzeugt davon bin, dass es wieder auf seine Art und Weise gut ist. Dieses Vertrauen hat sich EA meinerseits verspielt und daran ändern auch die Frechheiten eines “Chief Creative Officer’s” nichts.