War! Uh! What is it good for?

Wie heute allerlei seriöse Medien inklusive der online-Ausgabe der ZEIT berichten, hat im EVE-Universum eine 21-stündige Schlacht stattgefunden, bei der über 200.000 € sprichwörtlich in die Luft gejagt worden sind. Zumindest, sofern man bei einer Raumschlacht von “in die Luft jagen” sprechen kann.

Interessanterweise sind virtuelle Kriege in EVE online ja keineswegs spannend, actionreich oder heroisch, zumindest nicht wenn man sie im Video betrachtet. Nach dem guten alten Star-Wars-Geballer, wegen dem man überhaupt Weltraumspiele spielt, sieht das jedenfalls nicht aus. Möglich, dass die Core-Gamer-Generäle, die die wirklich (also real) sehr teuren Titan-Klasse Schiffe in die Schlacht gesteuert haben, einen irgendwie gearteten Überblick über dieses Gewusel hatten. Helden, die in X-Wings oder Millenium Falken zwischen den Reihen hin und her zischen, haben hier aber offenbar weniger eine Rolle gespielt. Die entscheidende Frage in Kriegen wie diesem ist, wer mehr und größere Schlachtschiffe auffahren kann, mehr Schaden austeilt und entsprechend einstecken kann. Die beste Kriegsstrategie ist dabei eine gut gefüllte Kriegskasse.

Gerade im Jahr 2014, dem großen Erinnerungsjahr an den Ausbruch des ersten Weltkrieges, darf man in diesem Zusammenhang einmal seine Gedanken schweifen lassen. Lernen wir hier nicht im virtuellen Krieg die selbe Lektion wie unsere Vorfahren vor hundert Jahren auf den Schlachtfeldern Europas? Dass nämlich das tausendfache Sterben im modernen Massenkrieg Heldentum und Tapferkeit als glorifizierende Mythen entlarvt, während der eigentliche Krieg nichts weiter ist als eine reine Materialschlacht, die den Menschen letztlich wirklich zum entindividualisierten Rad im Getriebe der Kriegsmaschine macht? Der erste Weltkrieg wurde nicht umsonst als “Fleischwolf” und “Blutpumpe” beschrieben, die letztlich keinen wirklichen Gewinn für irgendjemanden in Europa mit sich brachte. Nur wenige Jahre später waren die Resourcen wieder angehäuft, die Humanresourcen neu aufgestellt und schon ging es wieder los. Damit wird man wohl auch in Eve-online rechnen können, wo bereits jetzt die Erzpreise in die Höhe schießen, es müssen schließlich neue Titanenschiffe gebaut werden. Vermutlich wird man hier weniger nachdenklich zum Tagesgeschäft zurückkehren, denn bei Eve-online stirbt ja keiner wirklich. Man wird geklont und kann gleich wieder losfliegen. Schöne neue Zukunftswelt.

Es würde mich dabei nur wirklich interessieren, und das meine ich wirklich nicht sarkastisch, ob die wiederauferstandenen Piloten aus diesem Krieg nun irgendeine Erkenntnis ziehen. Wie fühlen sich Menschen, die angefangen haben Eve-online  zu spielen um zu virtuellen Luke Skywalkers und Han Solos zu werden und deren Nickname dann letztlich nur einer unter vielen wurde, die in der virtuellen Pixelpumpe verheizt wurden? Hat es eigentlich Deserteure gegeben, die einfach keinen Bock hatten, ihr wertvolles Schiff zu opfern? Oder sind alle Klone ganz prima stolz darauf, bei diesem Bombenereignis dabei gewesen zu sein? Mein Urgrossvater kam jedenfalls mit einer Senfgasvergiftung aus dem ersten Weltkrieg zurück, an der er nicht lange danach starb. Ob er sich als Held fühlte, oder lieber doch nicht mitgemacht hätte, weiß ich nicht. Ich frage mich aber, ob es ein Fluch oder ein Segen ist, dass die Opfer der Schlacht von B-R5BR diese Erfahrung nicht teilen müssen.