17. Oktober 2008
Ernsthaft die Welt beherrschen.
Ein Genre, dass mir ja immer wieder die Mitleidstränen in die Augen treibt ist das sogenannte “serious gaming”. Eigentlich fällt mir da erstmal nur ein etwas bekannterer Titel ein: Global Conflicts: Palestine wurde von der Fachwelt allgemein mit Interesse aufgenommen, aber das Spielprinzip, als Reporter im Krisengebiet rumzulaufen und mit den Leuten zu quatschen, hört sich dann doch eher nach “serious” als “gaming” an und wurde meines Wissens auch allseits für die umfangreiche Langeweile kritisiert, die sich beim Spielen einstellt. Andererseits hat das Spiel auch einige Preise eingefahren und dürfte sich vor allem an Schulen ganz gut verkauft haben. Jedenfalls ist der Publisher noch nicht bankrott und vor kurzem erschien sogar das Sequel Global Conflicts: Latin America. Es würde mich schon mal interessieren, wie sich die Titel spielen, leider fehlt mir momentan die Zeit, mich da mal reinzufuchsen und ich denke, ein simples kurzes Anspielen würde solchen Spielen nicht gerecht werden. Und so stehen die Global Conflict Titel momentan nicht wirklich auf meiner Prioritätenliste.
Als altem CivZocker juckt es mir allerdings schon ziemlich in den Fingern, wenn ich die neuste Frucht des Genres sehe, den geopolitischen Simulator, aka gps. Ein interessanter Testbericht auf Daddelnews.de gibt dem Spiel zwar nur die Note befriedigend, aber das scheint mir doch größtenteils mit der Grafik begründet zu werden. Das finde ich ein wenig oberflächlich, denn das Spiel behauptet von sich selbst, eine komplexe Simulation jeden Landes der gesamten Welt zu bieten, mit hunderten von Parametern wie allerlei Steuern, Forschung, Bildung, parteipolitischer Ausrichtung und Innen- sowie Außenpolitik. Für die BRD zum Beispiel wird sogar die Beziehung zwischen Bund und Ländern simuliert. Das ist ja schon mal nicht schlecht und wenn man will, kann man sogar Kriege gegen andere Staaten führen (online mit bis zu 16 Spielern) und allerlei schwelende globale Konflikte austragen. Wenn die Hersteller hier wirklich erfolgreich waren und eine ernsthafte, komplexe und wenigstens ansatzweise realistische Politsimulation hingekriegt haben, dann sollte die Grafik doch wirklich nicht der Aspekt sein, an dem sich die Qualität des Spiels entscheidet.
Ich wüsste zu gerne, ob das Spiel hält was es verspricht, die erwähnte Review erwähnt zumindest eine beeindruckende Datenbank, die sogar regelmäßig mit der aktuellen Weltsimulation geupdatet werden soll.
Natürlich ist es fraglich, ob sich komplexe Systeme wie Nationen und Gesellschaften einfach so mit ein paar Parametern wie Steuern und Zufriedenheit etc. wirklich simulieren lassen. Gerade die Frage, welcher Faktor die Welt denn nun im Inneren zusammenhält, kann ja je nach Philosophie komplett anders beantwortet werden. Andererseits sollte ja auch jedem Spieler klar sein, dass es sich hier um ein Spiel, wenn auch um ein ernsthaftes handelt. Bei Command & Conquer hat sich schließlich auch noch niemand über die fehlerhafte Fahrphysik der Schützenpanzer beschwert. Ich hätte jedenfalls größte Lust, mal ein paar echte globale Probleme auf meine feinfühlige diplomatische Art zu lösen (Bumm Bumm, har har har) und zu kucken was passiert. Alleine meine fehlende Zeit und der satte Vollpreis von 39,00€ halten mich momentan vom Kauf ab. Da wär man dann doch gerne mal wieder auf der Schule….