28. November 2008
Keinen Bock auf Mister Spock
Ich bin hier gerade auf die Website von Star Trek online und ein lustiges Vorstellungsvideo gestoßen. Es dauert 40 Minuten, sagt aber, wie ich finde, mehr über dieses neue mmorpg aus, als die Entwickler das wohl wollten. Das absolute must-see ist gleich am Anfang ein uralter Mr. Nimoy aka Mr. Spock, der mit leicht zynischer Ironie auf der Bühne rumtattert und die fast schon mystische Überlebenskraft der Marke Star Trek beschwört. Diese liebenswert kaltschnäuzige Routine, mit der Nimoy vermutlich schon seit Jahrzehnten auf tausenden von Star Trek Conventions auftritt, ist schon mal sehenswert – erst Recht, wenn man ihn als knallharten Geschäftsmann betrachtet und nicht mit der rosaroten Nerdbrille. Nach der kurzen Einführung durch Mr. Spock geht es dann um die Vorstellung von Star Trek online. Mein Eindruck von diesem Spiel ist in der Tat, dass hier mal wieder die Möglichkeit besteht, ein paar neue interessante Konzepte einzuführen. Offensichtlich wird man in STo nicht nur auf Planeten rumlaufen, sondern auch als Captain seines eigenen Raumschiffes die Galaxie erkunden können. Zwar gab es dieses Konzept schon in Star Wars: Galaxies, aber die Offenheit und besonders die Weite des Weltraums soll in STo offensichtlich eine wesentlich zentralere Rolle spielen, ebenso wie das Schiffsmanagement. So wird man zum Beispiel seine eigene Brückencrew befehligen und auch ausstatten können und auch das eigene Schiff wird man von innen betrachten und individuell gestalten können. Auf den ersten Blick also tatsächlich faszinierende Möglichkeiten, die es vielleicht wirklich mal ermöglichen, eine spannende virtuelle Abenteuerwelt zu betreten. Wäre da nicht das alte Problem der Gewinnsucht, ohne die man solche Projekte freilich kaum finanzieren könnte. Symptomatisch für dieses Problem ist da die Frage eines Star Trek Fans im Q&A Teil, der die sehenswerte dritte Phase des Videos ausmacht (alleine schon wegen der vielen Star Trek Nerds, die man hier mal in freier Wildbahn zu Gesicht bekommt). Da stellt eben ein Fan diese Frage an den PR Typen, ob man denn auch als hart arbeitender Akademiker, Geschäftsmann, Arbeiter oder Angestellter eine Chance in diesem Spiel haben wird, wenn man in der wenigen verfügbaren Freizeit auf fiese kleine 13-jährige Kinder stoßen wird, die 80 Stunden in der Woche online sind. Es handelt sich hier um die einzige Frage, die tatsächlich mal spontanen Saalapplaus bekommt. Als Antwort erhalten wir die Information, dass der Executive Producer von STo nicht nur Kinder, sondern auch eine echte Ziege zu Hause hat. Ich werte das als ein klares “Nein”. Man wird keine Chance gegen diese kleinen 13-jährigen haben und das liegt daran, dass sie das Geld einspielen, das der hart arbeitende Hobbytrekky lieber für seine Familie ausgeben soll, damit die Kinder dann 80 Stunden die Woche spielen und schon früh an die Marke herangeführt werden, damit dann auch in vierzig Jahren noch jede Menge zahlende Trekkies zur Verfügung stehen. So was nennt man dann Generationenvertrag und nachhaltiges Wirtschaften. Und ganz ehrlich, wer ein richtiger Hardcore-Trekky ist, hat ohnehin keine Familie und so viel Freizeit, dass sogar der 13-jährige blass vor Neid wird. Aus meiner Sicht wieder ein Spiel für die Mülltonne. Schade.
Das Video gibts hier, vorspulen ist definitiv erlaubt!
Star Trek Online Las Vegas Webcast from Cryptic Studios on Vimeo.